Licht im Tunnel?

Darum wandert mein Volk in die Gefangenschaft aus Mangel an Erkenntnis; seine Edlen leiden Hunger und seine Volksmenge verschmachtet vor Durst. (Jesaja 5,13)
Welche Erkenntnis meint hier unser Gott? Erkenntnis wie die Natur funktioniert? Wie die physische Gesetze funktionieren? Ich glaube, dass es hier eher um die Erkenntnis geht, was unserem Gott gefällt und was nicht. 

Wir können oft unser alltägliches Handeln mit Gottes Willen nicht in Verbindung bringen. Wir treffen alltägliche Entscheidungen und denken, was kann hier Gott nicht gefallen. So leben doch alle Menschen auf dieser Erde. Aber nichts Böses zu tun, bedeutet nicht automatisch etwas Gutes zu tun. 

Wenn wir nicht aktiv nach Gottes Willen handeln, bedeutet das, dass wir im Dunkeln wandeln. Die Liebe und das Licht Gottes kommen durch die Taten und Worte der Kinder Gottes auf diese Erde. Ich weiß, dass jedes Kind das seinen Vater liebt, nach Gottes Willen handeln möchte. 

Wenn es aber keine Vorbilder in unserer Umgebung gibt, die aktiv Gottes Willen tun, gibt es keine Orientierungshilfe, keine Vorstellung, wie man mit Gott im Alltag leben kann. Uns scheint Gott ganz oben und unerreichbar zu sein. Wir fragen nach seinem Willen und bekommen keine Antworten, weil wir nicht bereit sind, seinen Willen zu tun. Was ist, wenn er nicht will, dass du zum Gottesdienst gehst, sondern Gott in deinem stillen Zimmer suchst? Was ist, wenn er möchte, dass du weniger arbeitest und mit weniger Geld auskommst? Was ist, wenn er möchte, dass du ein Kind aufnimmst? Das christliche Leben ist so berechenbar: Besuchen des Gottesdienstes, Bibelkreisen, Bibel lesen, Beten. Das Leben mit dem Heiligen Geist lässt sich nicht in diesen Rahmen einordnen. Der Heilige Geist macht überraschende Kurven in unserem Leben und lässt uns in neue unerforschte Länder wandern. Aber wer ist bereit die Kontrolle über das alltägliche Leben zu verlieren? Wenn man aufsteht und nicht weiß, wie der Tag abläuft. Wenn man nicht weiß, wo man demnächst leben wird, mit welchen Menschen man zusammen bleibt und mit welchen nicht. Die Strukturen der modernen Gemeinde binden die Menschen an Gebäude, Kreise, Pastoren und vor allem an Routine. Das sind sehr starre und unflexible Strukturen. Der Leib Christi ist viel mehr als die bloße Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Der Leib Christi ist ein Beziehungsgeflecht. Wir sollen nicht durch Gebäude, Kreise, Gottesdienste verbunden sein, sondern durch tiefe intensive Beziehungen, die in kleinen zweier- dreier Gruppen wachsen können. Jesus sagte, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Als ich meine alte Gemeinde, nach einem Jahr Pause, wieder besucht habe, hat sich nichts in dieser Gemeinde verändert. Die gleichen Menschen standen vorne und beteten für andere und die gleichen Menschen gingen nach vorne, um für sich beten zu lassen. Ich war schockiert. Da wo lebendiges Wasser fließt, ist immer Veränderung, Wachstum, Heilung. Es gibt so viele Gemeinden, die nur ums bloße Überleben kämpfen,nicht genug Mitarbeiter haben, nicht genug Jugend, nicht genug Finanzen.
Die Gemeinde ist eine sprudelnde Quelle des Heiligen Geistes. Dort gibt es alles im Überfluss. Unser Gott ist ein liebender Vater und gibt Brot und Wasser umsonst und im Überfluss. Wir haben uns in unserer Selbsterhaltung verrannt. Wir sind aus Mangel an neuer Erkenntnis, in unseren Strukturen und dem „christlichem Denken“ gefangen. Wer ist bereit, auszusteigen und Gottes Willen zu tun, auch wenn es dem traditionellen „christlichen Denken“ nicht entspricht? Wer stellt Gottes Willen über die Strukturen und menschliche Autoritäten? Wer ist bereit das Boot zu verlassen und auf dem Wasser zu laufen? Jesus wartet auf uns, auf diejenigen, die bereit sind das Gewohnte, das Sichere zu verlassen und im Glauben zu wandeln.
Das heißt nicht, dass man Missionar werden muss, um mit dem Heiligen Geist zu leben. Jesus möchte, dass jeder von uns an seinem Platz, wo er lebt und aktiv ist, lernt mit dem Heiligen Geist zu leben. Zwei oder drei Menschen, die im Heiligen Geist verbunden sind, sind eine Kraft die unerschöpflich ist und das Leben vieler anderer Menschen verändern kann. Der Heilige Geist heißt auf hebräisch ruach, was bedeutet Atem Gottes, Wind, Kraft. Er hat in sich eine explosive Kraft, die auch am Pfingsten Tausende von Menschen ergriffen hat. Wollen wir weiter in der Gefangenschaft bleiben und alte Strukturen, die ums Überleben kämpfen, unterstützen oder sich auf etwas neues unergründliches einlassen?

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